GUSTAV-EBERLEIN-FORSCHUNG e.V.


Aktuelle Hinweise
finden Sie in den Jahresberichten der Gustav-Eberlein-Forschung.
Sie stehen Ihnen auf Anfrage in der Regel kostenlos zur Verfügung
.


Aktueller Hinweis - 07.03.2000 -

Kerr, Alfred: Aus dem Tagebuch eines Berliners, Fischer-TB 1999, S. 44-50

Kerr, Alfred: Wo liegt Berlin? Siedler-TB 1999, S.282 (20.6.1897),
S.417-419 (28.8.1898),
S.458 (25.12.1898),
S.704 (zu Eberlein),
S.720 (Vorschlag des russischen Zaren für eine Abrüstungskonferenz. Eberlein nimmt, dazu aufgefordert, öffentlich positiv Stellung in der "Neuen Hamburger Zeitung" (Bericht und Text abgedruckt am 15.09.1898 im "Mündener Tageblatt" und 1902 ("Friede!") in Berlin im "Michelangelo nebst anderen..."(s.u., S.197f.).


Alfred Kerr, Berlins berühmt-berüchtigter Kultur- und Gesellschaftsjournalist, wohnte in dem Eberlein gehörenden Wohnhaus "Lützowufer 30", in dessen Hinterhof sich das Atelier befand (Nr. 31). Eberlein selbst hatte sein Domizil in der "vornehmeren" Von-der-Heydt-Straße 11.

Zwei Vereinsmitglieder schrieben 1996 alle Bewohner der verschiedenen Häuser, in denen Eberlein gelebt hatte, auch des Hauses Lützowufer aus den Adreßbüchern heraus (Jb.1998). Dabei fiel auf, daß dort weder ein "Alfred mit dem Künstlernamen Kerr", noch ein Alfred Kempner gemeldet war. Und das im preußischen Berlin!
Kerr konnte gut verfolgen, was sich im Hinterhaus (Nr.29), Eberleins Atelier, abspielte.

So beschreibt er in seinem Tagebuch am 25.12.1898 die Reaktion der Hausbewohner und Passanten bei einem Kaiserbesuch zusammen mit Reinhold Begas, dem "Generalbeauftragten" für die Siegesallee.
Man muß selbst nachlesen, wie es da zuging, wie sich z.B. die Bewohner "standesgemäß" verhielten (... der Hans des Kutschers durfte nicht mit dem Fritz des Tischlergesellen spielen usw. ...).

Interessant zu dem von Kerr geschilderten Kaiserbesuch ist im Vergleich die nüchterne, aber für Eberlein "positivere" Darstellung eines anderen Besuches des Kaisers, ebenfalls natürlich in Begleitung von Reinhold Begas, "am Freitag Vormittag", der im "Mündener Tageblatt" vom 15.10.1899 geschildert wird (".. der Kaiserin, die dazu gekommen war, und dem Kaiser gefiel unter Eberleins Arbeiten ein Kruzifix (GV 50) so gut, daß er sagte, er werde möglicherweise das Werk, in Bronze ausgeführt, vor der Garnisonkirche in Kiel aufstellen lassen...." und "Er fuhr weiter zu Bildhauer Boermel"). Das Kruzifix wurde aufgestellt.

Am 25. August 1898 nimmt Alfred Kerr in seinem Tagebuch interessanterweise kritisch Stellung zu den Ideen Eberleins (S.418) ......."Ich rede nicht mehr vom Hauswirt; sondern von seinen Plänen zur Umgestaltung des gesellschaftlichen Lebens" ........... "Eberlein beklagt mit Recht den "ausgebildeten" Kastengeist, der es heute nicht zulasse, daß die Armee, Wissenschaft, Kunst, Industrie und der Handel in größter menschlicher Form sich gesellschaftlich verbinden. Ja, ein Gebäude (Anm.: das Eberlein vorschlägt; Abbildung des Entwurfs vorhanden) wird diese Schranken nicht beseitigen. Sie zu beseitigen, müssen radikalere Mittel angewandt werden; Mittel, die auf dem Felde innerpolitscher Entwicklung liegen."

Gustav Eberlein veröffentlicht seine "Ideen zu einer Neugestaltung des gesellschaftlichen Lebens" zusammen mit anderen interessanten "Gedanken", z.B. "Berlin in 100 Jahren" (Anm.: Der Hinweis hätte hier zur Jahrtausendwende am 1. Januar 2000 stehen müssen), "Vergangene und zukünftige Kunst" und seinen beiden "Reden wider die Lex Heinze", in seiner lesenswerten Schrift "Michelangelo nebst anderen Dichtungen und Gedanken über Kunst" (1902, Berlin-Schöneberg, 244 S.,75 Abb.; Inhaltsverzeichnis).

Hier wird in Kürze eine Abbildung aus der "Illustrirten Zeitung" (..,.., 1901) eingefügt, welche Gustav Eberlein zusammen mit dem Dichter Ernst Wiechert, dem Historiker Theodor Mommsen, dem Schauspieler Hermann Nissen und dem Dichter Hermann Sudermann zeigt.

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      Aktueller Hinweis - 06.04.2002 -

Im Internet gibt es einen interessanten Hinweis auf    

                                              Sigmund Freuds Tagebuchnotizen.

Freud schrieb 1907:

"In einer Allee (Anm.: in Rom) sieht man eine Statue von Victor Hugo, die von den Franzosen im Dienste der Verbrüderung zwischen den Nationen geschenkt worden ist. Er sieht aus wie Verdi. Diese Statue hat den guten Kaiser Wilhelm nicht ruhen lassen und so hat er aus Konkurrenzneid die Statue von Goethe durch Eberlein machen und in demselben Garten aufstellen lassen.

Sie ist ganz geschickt und nichts Hervorragendes, Goethe ist zu jugendlich; er war ja über Vierzig, als er nach Rom kam, steht auf einem Säulenschaft, vielmehr auf einem Kapitell, und das Postament ist von drei Gruppen umgeben: Mignon und der Harfner, der vielleicht das Beste ist, Mignon selbst hat ein leeres Gesicht, Faust in einem Buch lesend, dem Mephisto über die Achsel schaut, Faust wieder ganz gut, der Teufel ganz fratzenhaft, ein Judengesicht (!) mit Hahnenkamm und Hörnern, und eine dritte Gruppe, die ich nicht verstehe, vielleicht Iphigenie und Orest, aber dann sehr unkenntlich."

Der Beweggrund, dass Kaiser Wilhelm II. der Stadt Rom das Denkmal als Ausdruck allein preußischer Großmannssucht "aufdrückte", wie in vielen Veröffentlichungen zu lesen ist, erscheint hier in einem anderen, "modifizierterem" Licht.

Das Zitat stammt aus dem im Internet veröffentlichten Buch von Christfried Tögel: Berggasse - Pompeji und zurück. Sigmund Freuds Reisen in die Vergangenheit, Tübingen: edition diskord 1989. Der Text ist über diesen Link aufrufbar (Schaltleiste "Italien und Griechenland", Seite 71, Abbildungen).

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Rolf Grimm
Letzte Änderung:
13.06.2013