GUSTAV-EBERLEIN-FORSCHUNG e.V.


Gustav Eberlein - Der künstlerische Stil.

Das bildhauerische, malerische und schriftstellerische Werk Eberleins ist stilistisch unterschiedlich und für "Außenstehende" verwirrend vielfältig.
Es ist jedoch nach einer intensiveren Beschäftigung mit seinem Werk ohne Schwierigkeit möglich, die "Schöpfungen" Eberleins nach Form und Inhalt zeitlich in Perioden, oft mit abrupten Übergängen, einzuordnen.
Kennzeichnend und für ihn tragisch ist, daß der 1847 Geborene um 1897 versuchte, vom Inhalt und von der Form her den Anschluß an die Moderne zu finden, dann aber nach 1902 wieder davon abwich.
Interessant sind in diesem Zusammenhang seine Veröffentlichung "Schriften über Kunst" (Michelangelo).

Die meisten Skulpturen atmen den gründerzeitlichen Geist des Neobarock, verbunden mit einer malerischen Oberflächenbehandlung des Materials. Hier sind vor allem die Venus-Amor-Gruppen zu nennen.
Es gibt jedoch auch Werke, die sich dem ersten Neorokoko, der Neorenaissance, dem Natur-Realismus, dem zweiten Neoklassizismus und dem Jugendstil annähern. Die Einsicht in das Werkverzeichnis läßt dieses deutlich erkennen.

Besonders die kurz vor 1900 geschaffenen Skulpturengruppen aus den Zyklen "die Ersten Menschen" (Adam und Eva / Kain und Abel), "Der verlorene Sohn" und "Das Verbrechen" fallen durch ihre überzogene, fast brutal-expressive Formgestaltung auf, wie sie früher schon ähnlich bei Auguste Rodin (1840-1917) und Constantin Meunier (1831-1905) zu finden war.
Von dem Zyklus "die Ersten Menschen" ist als Großplastik die Kolossalgruppe "Gottvater haucht Adam den göttlichen Odem ein" (Marmor, 1904, Hann. Münden) und zu ihr der Bozzetto (Gipsoriginal Museum Münden, Bronzeabguß Nationalgalerie Berlin) erhalten.

Die radikale Ausdrucksweise Eberleins führte dazu, daß aus der "Großen Berliner Kunstausstellung 1900" von 20 Werken 16 auf höchsten Befehl hin entfernt wurden. Kennzeichnend hierfür steht die frei aus dem Block gehauene Marmorskulptur "der Geist Bismarcks".

Im malerischen Werk zeigen sich Verbindungen zu Hans Makart (1840-1884), Arnold Böcklin (1827-1901), in seinen Zeichnungen und Landschaften auch zu Wilhelm Busch (1832-1908) sowie im späteren Schaffen zu Künstlern des Jugendstils. Eberlein gewann 1885 den 3. Preis bei dem Wettbewerb zu den Fresken im Treppenhaus des Berliner Rathauses (im Preisgericht: Adolf von Menzel).

Das schriftstellerische Werk reicht von kleineren Gedichten über den Zyklus "die Schüler Michelangelos" zu sehr ernsthaften Essays über die "Frage des Friedens" und "Reden wider die Lex Heinze" (siehe Inhaltsverzeichnis).



Eva an der Leiche Abels, 1899
Foto: Grimm


Adam und Eva am Ende des Lebens, 1898
Foto: Grimm 


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Rolf Grimm
Letzte Änderung:
13.06.2013