Das bildhauerische, malerische und schriftstellerische Werk Eberleins ist
stilistisch unterschiedlich und für "Außenstehende" verwirrend
vielfältig.
Es ist jedoch nach einer intensiveren Beschäftigung mit seinem Werk ohne
Schwierigkeit möglich, die "Schöpfungen" Eberleins nach Form
und Inhalt zeitlich in Perioden, oft mit
abrupten Übergängen, einzuordnen.
Kennzeichnend und für ihn tragisch ist, daß der 1847 Geborene um 1897 versuchte,
vom Inhalt und von der Form her den Anschluß an die Moderne zu finden, dann
aber nach 1902 wieder davon abwich.
Interessant sind in diesem Zusammenhang seine Veröffentlichung "Schriften
über Kunst" (Michelangelo).
Die meisten Skulpturen atmen den gründerzeitlichen Geist des Neobarock,
verbunden mit einer malerischen Oberflächenbehandlung des Materials. Hier sind
vor allem die Venus-Amor-Gruppen zu nennen.
Es gibt jedoch auch Werke, die sich dem ersten Neorokoko, der Neorenaissance,
dem Natur-Realismus, dem zweiten Neoklassizismus und dem Jugendstil annähern.
Die Einsicht in das Werkverzeichnis läßt
dieses deutlich erkennen.
Besonders die kurz vor 1900 geschaffenen Skulpturengruppen aus den Zyklen "die
Ersten Menschen" (Adam und Eva / Kain und Abel), "Der verlorene Sohn" und "Das
Verbrechen" fallen durch ihre überzogene, fast brutal-expressive Formgestaltung
auf, wie sie früher schon ähnlich bei Auguste Rodin (1840-1917) und Constantin
Meunier (1831-1905) zu finden war.
Von dem Zyklus "die Ersten Menschen" ist als Großplastik die Kolossalgruppe
"Gottvater haucht Adam den göttlichen Odem ein" (Marmor, 1904, Hann. Münden)
und zu ihr der Bozzetto (Gipsoriginal Museum Münden, Bronzeabguß Nationalgalerie
Berlin) erhalten.
Die radikale Ausdrucksweise Eberleins führte dazu, daß aus der "Großen Berliner
Kunstausstellung 1900" von 20 Werken 16 auf höchsten Befehl hin entfernt wurden.
Kennzeichnend hierfür steht die frei aus dem Block gehauene Marmorskulptur "der
Geist Bismarcks".
Im malerischen Werk zeigen sich Verbindungen zu Hans Makart (1840-1884),
Arnold Böcklin (1827-1901), in seinen Zeichnungen und Landschaften auch zu Wilhelm
Busch (1832-1908) sowie im späteren Schaffen zu Künstlern des Jugendstils. Eberlein
gewann 1885 den 3. Preis bei dem Wettbewerb zu den Fresken im Treppenhaus des
Berliner Rathauses (im Preisgericht: Adolf von Menzel).
Das schriftstellerische Werk reicht von kleineren Gedichten über
den Zyklus "die Schüler Michelangelos" zu sehr ernsthaften Essays
über die "Frage des Friedens" und
"Reden wider die Lex Heinze" (siehe Inhaltsverzeichnis).
Eva an der Leiche Abels, 1899
Foto: Grimm
Adam und Eva am Ende des Lebens, 1898
Foto: Grimm
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Rolf Grimm
Letzte Änderung:
13.06.2013