Einig sind sich die KunsthistorikerInnen darüber, daß die Qualität des Schaffens
unterschiedlich ist.
Kennzeichnend hierfür ist das Urteil von Prof. Dr. Peter Bloch, dem ehemaligen
Leiter der Skulpturengalerie in Berlin-Dahlem (aus: "Gustav Eberlein - Größe
und Grenzen eines Bildhauers in Wilhelminischer Zeit", siehe Literaturverzeichnis):
"Daß der anfangs übermäßig Gelobte, dann übermäßig Gescholtene nun wieder
in ein breiteres Bewußtsein zurück kehrt, ist mit Nachdruck zu begrüßen. Das
Problem liegt darin, heute nicht mehr distanzlose Heroisierung oder totale Ablehnung
zu praktizieren, sondern Künstler und Werk methodisch korrekt aus ihren eigenen
Voraussetzungen zu interpretieren, um dann zu fragen, was Eberlein für uns heute
bedeuten kann."
sowie
"Und dennoch: Gustav Eberlein ist nicht nur ein typischer, sondern auch
ein herausragenden Repräsentant seiner Zeit. Es gelingen ihm - nicht selbstverständlich,
aber doch mehrfach - Bildschöpfungen von hohem Rang."
Verschiedene, im Internet abrufbare Literaturauszüge von KunsthistorikerInnen
(u.a. Prof. Dr. Peter Bloch, Prof. Dr. Brigitte Einholz, Ute Hoffmann, MA Dr.
Brigitte Hüfler) charakterisieren in "Kurzform" das Schaffen und Leben Eberleins.
Auch die dem Werkverzeichnis (Rolf Grimm, 1983) entnommenen
Passagen bieten einen "schnellen Einstieg".
Peter Bloch: "Berliner Bildhauerschule des 19. Jahrhunderts - Ein Überblick"
(in: Peter Bloch / Sibylle Einholz / Jutta von Simson: Ethos und Pathos - Die
Berliner Bildhauerschule 1786-1914 (Ausstellungskatalog, Bd. 2, 1990 Berlin,
ISBN 3-7861-1598-2), hier Seiten 44/45:
Zitat:
"Seinen getreuesten Nachfolger fand Reinhold Begas in Gustav Eberlein (1847-1926),
in dessen Produktion mythologisch motivierte erotische Themen dominieren, zumeist
von vordergründiger Gefälligkeit, doch von meisterlicher Behandlung des Materials:
"Venus, den Amor züchtigend", "Venus fesselt Amor", "Das Geheimnis", "Das Verbot".
Nächst Begas erhält Eberlein die wohl am meisten öffentlichen Denkmalaufträge,
zahllose Reiterdenkmäler Wilhelm I., das Wagner-Denkmal in Berlin, das Goethedenkmal
in Rom, zwei Denkmalsgruppen der Siegesallee, mehrere Denkmäler auch in Argentinien.
1892 erschien in Berlin die Autobiographie des Künstlers "Aus eines Bildners
Seelenleben.......", in der hochgemute Selbsteinschätzung nicht zu kurz kommt.
1898 richtete der Bildhauer in seiner Heimatstadt Hannoversch-Münden ein "Eberlein-Museum"
ein, mit zahlreichen Modellen seiner Arbeiten.
Um 1950 wurde das gesamte Material zerschlagen, seit kurzem befaßt sich ein
Eberlein-Verein mit der Rehabilitierung des Künstlers und der Wiederherstellung
seines Werkes.
Das Ende des Kaiserreiches war auch das Ende der Kunst Eberleins. Bald nach
1918 schuf er ein (heute verschollenes) Sitzbild "Kaiser Wilhelm II im Exil":
Mittelalterlichen Bildwerken eines "Christus im Elend" gleich sitzt der entthronte
Herrscher mit trauernder Gebärde, die Reichskrone vor ihm im Staube. Eine Inschrift
besagt, "Von der Welt verlassen".
Zugleich aber suchte der Bildhauer mit den verwandelten Verhältnissen ins Reine
zu kommen. Schon im Winter 1918/19 trat er an den Reichskanzler Ebert mit dem
Plan einer Ruhmeshalle für die geistigen Größen des Sozialismus heran und hatte
die Büsten von Marx und Bebel sowie das Standbild von Lassalle bereits geschaffen.
Der allegorisch die Ketten des Proletariats zerreißende Lassalle soll tatsächlich
eine Zeitlang im Wandelgang des Reichstages ausgestellt gewesen sein, wurde
aber entfernt, da die Volksvertreter der neuen Republik ihre Helden nicht durch
einen Schöpfer der Siegesallee Wilhelm II. gefeiert sehen wollten."
Zitatende.
Kurzbiographien Berliner Bildhauer
(Brigitte Hüfler in Zusammenarbeit mit weiteren KunsthistorikerInnen - 429
Einzelbeiträge)
in: Peter Bloch / Sibylle Einholz / Jutta von Simson: Ethos und Pathos - Die
Berliner Bildhauerschule 1786-1914 (Ausstellungskatalog, Bd. 2, 1990 Berlin,
ISBN 3-7861-1598-2, S. 401-585, 348 Abb.):
Zitat:
Nr. 101
"Eberlein, Gustav (Sibylle Einholz)
(1847 Spiekershausen - 1926 Berlin) Goldschmiedelehre und Studium an der Kunstschule
Nürnberg (1867-70); Gehilfe im Atelier G. Blaesers in Berlin; Romreise.
1880 erstes bedeutendes Werk "Dornauszieher" (in Marmor von der National-Galerie
erworben, erhalten). In den 90ger Jahren eine Reihe repräsentativer Denkmalaufträge:
Wilhelm I. (1889, Elberfeld); Wilhelm I. (1890, Mannheim); Friedrich III. (1891/93,
Elberfeld), Wilhelm I. (1897, Altona).
1893 wurde Eberlein zum Professor der Akademie ernannt. 1897 veranstaltete man
dort eine Kollektivausstellung seiner Werke. 1898 Ehrung seiner Heimatstadt
Hann.-Münden durch ein "Eberlein-Museum" (zum Teil erhalten).
Im Auftrag Wilhelm II. schuf Eberlein das Goethe-Denkmal in Rom (1902/04). Neben
Begas galt er als bedeutender Vertreter des Wilhelminischen Staatsstiles. Beteiligung
an der Siegesallee. Nationaldenkmäler für Südamerika (1808-14, Argentinien,
Chile). 1903 Richard-Wagner-Denkmal in Berlin als letzte öffentliche Monumentalarbeit
enthüllt. Nach dem 1. Weltkrieg verblaßte Eberleins Ruhm.
Ein künstlerischer Anschluß an die neue Zeit schlug fehl.
Der Künstler hinterließ ein äußerst umfangreiches Oeuvre, das geprägt ist von
diversen Stilrichtungen (Neubarock bis Jugendstil und Impressionismus) und unterschiedlichen
Qualitäten.
Eberlein war ebenfalls als Maler, Literat und Komponist tätig.
Literatur.: G. Eberlein, Aus eines Bildners Seelenleben, Berlin
1892 -
A. Rosenberg, G.E., Bielefeld und Leipzig 1903 -
Thieme-Becker 1914 -
R. Grimm, Werkverzeichnis, Dransfeld 1983 -
G. Kaerger, Der Bildhauer G.H.E., Hann.-Münden 1983 -
U. Hoffmann, G.H.E., Hann. Münden 1984 -
P. Bloch, G. Eberlein - Größe und Grenzen eines Bildhauers in Wilhelminischer
Zeit, in: Sydekum-Schriften der Stadt Münden 1984."
Zitatende.
Katalog zur Ausstellung "Ethos und Pathos - Die Berliner Bildhauerschule
1786-1914" vom 19.05.-29.07.1990 in Berlin, Hamburger-Bahnhof, (Peter Bloch
/ Sibylle Einholz / Jutta von Simson: Ausstellungskatalog, Bd.1, 1990 Berlin,
ISBN 3-7861-159-4, S.84-93, 8 Abb.):
Eberlein-Kurzbiografie (Ute Hoffmann):
Zitat :
"Gustav Eberlein wurde am 14. Juli 1847 in Spiekershausen, einem kleinen
Dorf bei Hannoversch-Münden, geboren. Nach einer Goldschmiedelehre in Hannoversch-Münden
studierte er drei Jahre an der Nürnberger Kunstschule. 1869 geht er nach Berlin.
Nachhaltigen Einfluß auf sein Schaffen haben die Werke von Reinhold Begas und
- bedingt durch zahlreiche Italienaufenthalte - die Kunst der Antike und die
von Michelangelo.
Die Werke der ersten Periode (1870-1892) seines Schaffens sind hiervon stark
geprägt. Es überwiegen Figuren und Figurengruppen des antikisierenden Genres
neben Porträtbüsten, Grabmälern, Fontänen und Bauplastiken. Mit dem 1886 mit
der Goldenen Medaille ausgezeichneten "Dornauszieher" gelingt ihm der Durchbruch.
1887 wird er Mitglied der Akademie der Künste zu Berlin.
Ein Resümee über sein bisheriges Schaffen veröffentlicht er 1893 in dem Bildband
"Aus eines Bildners Seelenleben".
Den Höhepunkt seiner Karriere erlebt der Künstler in den Jahren von 1893 - Eberlein
wird Professor - bis 1900. Er tritt mit vielen prämierten, zumeist auch ausgeführten
großen Kaiser- und Reiterdenkmälern auf.
Die dritte Periode (1900-1904) ist vor allem durch die Auseinandersetzung mit
christlichen Themen in einer realistischen, schockierenden Offenheit geprägt,
angelehnt an formale Vorbilder bei Rodin und Meunier.
Eberlein veröffentlicht kunsttheoretische und kunstkritische Schriften. Sein
Friedensaufruf für die Abrüstung (1898) und sein
Eintreten gegen den Sittlichkeitsparagraphen der Lex Heinze (1900/02) zeigen
ihn als politisch engagierten Künstler.
Das Goethe-Denkmal in Rom (1902/04) markiert den Schlußpunkt in seiner "deutschen"
Karriere.
In seiner letzten Schaffensperiode verläßt er als Botschafter des Kaisers in
Sachen deutscher Kunst Deutschland und exportiert "große" Denkmalsideen nach
Nord- und Südamerika, wo er sich ständig zwischen 1908 und 1913 aufhält. Im
und nach dem Ersten Weltkrieg entstehen monumentale Reliefs als Antikenrezeptionen,
er modelliert Porträts von Marx und Lassalle in der Art der vorher von ihm geschaffenen
Kaiserporträts.
Sein Vermögen hat er durch die Inflation verloren, seine Kunst findet keine
Käufer mehr. Er stirbt verzweifelt im Alter von 79 Jahren am 6. Februar 1926
in Berlin.
"Gleichviel ob Bildhauer, Maler, Musiker, Schriftsteller oder Architekt, meine
Sehnsucht umfaßte alle Künste", so schrieb Eberlein.
Und so hat der Künstler ein unglaublich umfangreiches Oeuvre - bestehend aus
etwa 600 Bildwerken und 300 Gemälden sowie zahlreichen Gedichten und Schriften
- hinterlassen.
Die in Hannoversch-Münden gegründete Gustav-Eberlein-Forschung e.V. bemüht sich seit 1982 intensiv um die Restaurierung beschädigter Objekte und um die Erhaltung des umfangreichen Lebenswerkes von Gustav Eberlein."
Aufgeführte Quellen: G.Eberlein: Aus eines Bildners Seelenleben,
Plastik, Malerei und Poesie von Gustav Eberlein, Berlin 1992. -
G.Eberlein: Michelangelo nebst anderen Dichtungen
und Gedanken über Kunst, Berlin 1902. -
A.Rosenberg: Monografie Eberlein, Bielefeld/Leipzig 1903. -
G.Eberlein: Das Goethe-Monument in Rom und andere Werke von Gustav Eberlein,
Berlin 1904. -
E.Voigt: Führer durch das Städtische Museum (Eberlein- und Altertümermuseum)
in Hannoversch-Münden, 1905/31.
Versteigerungskatalog Arbeiten und Sammlungen - Möbel, Dekorations- und Einrichtungsstücke
des Herrn Prof. Gustav Eberlein, Berlin, Kunstauktionshaus Gebrüder Heilbron,
Berlin, Kat.Nr.32 vom 22.4.1913 (Anm.: Auswanderungspläne) -
R.Grimm: Werkverzeichnis des Bildhauers, Malers und Dichters Professor Gustav
H. Eberlein, Hemmingen 1983. -
G.Kaerger: Der Bildhauer Gustav H. Eberlein, Das Leben eines großen Künstlers
aus Hannoversch-Münden, Hann.-Münden 1983. -
U.Hoffmann: Gustav H. Eberlein, 1847-1926, Werke des Bildhauers, Malers und
Dichters im Raum Münden-Göttingen, Hann.-Münden 1984.
Zitatende.
Einzeln beschrieben, beurteilt, abgebildet und mit Quellenhinweisen versehen
sind die folgenden ausgestellten Kunstwerke: Kat.Nr.65: Kleine Pietà, Nr.66:
Amor, den Pfeil prüfend, Nr.67: Kauernde/Verlassen, Nr.68: Das Verbot, Nr.69:
Kolossalbüste Theodor Mommsen, Nr.70: Goethe am Meer, Nr.71: Modell zum Goethe-Denkmal
in Rom, Nr.72: Rebecca/Sklavin.
The Dictionary of Art (edited by Jane Turner, in 34 volumes,1996, ISBN
1-884446-00-0, p.691/692; Foto: Extracting the Thorn, marble, 1886, Berlin,
Nationalgalerie): (Brigitte Hüfler)
Zitat:
"Eberlein, Gustav (Heinrich) (b Spiekershausen, 14 July 1847; d Berlin,
5 Febr 1926). German sculptor. He attended the Realschule in Hannoversch Münden
until 1861. He was apprenticed to a goldsmith in 1861-4 and thus learnt embossing,
carving, chasing and engraving. He subsequently travelled as a journeyman, finding
employment in Hildesheim, then in Kassel with the court jeweller, Ruhl. From
1867 to 1870, Eberlein trained as a sculptor under August von Kreling (1819-76),
director of the Kunstgewerbeschule in Nuremberg, also working as Kreling´s assistent
to support his studies. On receiving a grant from Elisabeth of Prussia (the
widow of Frederick William IV) for three further years of study, he moved to
Berlin inspired by the works of Reinhold Begas shown as the first Internationale
Kunstausstellung in Munich.
Eberlein arrived in Berlin with a letter of recommendation to the sculptor Bernhard
Afinger and he soon obtained a post as assistant to the sculptor Gustav Blaeser,
who was then engaged on commissions from the Emperor Frederick William III.
In 1872-3, with a supplementary grant, Eberlein spent three winter months in
Rome.
On his return to Berlin he was at first unsuccessful in obtaining commissions;
but he eventually received his first order for architectural sculpture via the
architect Martin Gropius, for the Kunstgewerbemuseum (1877-81) building. Gropius
gave Eberlein the task of making a frieze in the vestibule an allowed him to
set up a studio in the cellar. Gropius also helped Eberlein win the commissions
for two statues for the University of Kiel (figures Plato and Hippocrates).
Eberlein´s first independent work was Extracting the Thorn, shown in 1880 at
the Akademie of Berlin, and a marble version (1886; Berlin, Alte N.G.; see fig.)
followed. Another work in a classical vein was Psyche (plaster model,1884; Hannoversch
Münden, Stadt.Mus.).
In 1880 Eberlein was given a post as a teacher of figurative sculpture at the
Kunstinstitut of the Berlin Gewerbemuseum; but he refused a professorschip at
the Akademie in Karlsruhe.
In 1882 he took part successfully in the competition for a design for the frieze
on the facade of the Ministry of Culture in Berlin. The architect Friedrich
Hitzig, who had been a friend of Gropius, engaged Eberlein to make a colossal
statue (h. 5.5m) of Leonardo da Vinci (destr.; plaster model, Hannoversch Münden,
Stadt.Mus.) for the Technische Hochschule in Berlin.
From this time Eberlein began regulary to receive major State commissions for
sculpture:
in 1889 for the monument to Emperor William I for Wuppertal-Elberfeld (unveiled
1893), and in subsequent years for many other works of this type.
From the later 1880s Eberlein´s style lost the sober classicism it had inherited
from the work of Blaeser and became more akin to the sculpture of Reinhold Begas-neo-Baroque
in both subject and form.
In the 1890s Eberlein frequently produced sculptures in religious themes: in
1894, at the Grosse Kunstausstellung in Berlin, he showed a Pietà, a subject
that had occupied him since the death of his mother in 1888. Between 1895 and
1900 he worked on religious cycles, such as the First People (e.g. Hannoversch
Münden, Stadt.Mus.), and these were followed by related works such as the group
God Breathing Life into Adam (marble, 1904; Hannoversch Münden, Schlesierplatz).
In 1897 the Akademie honoured Eberlein at the Grosse Kunstausstellung in Berlin
with a retrospective of his work.
For a long time Eberlein had also been favoured by Emperor William II who commissioned
him, for exemple, to make the monument to Goethe (marble, 1902) in the gardens
of the Villa Borghese, Rome. In 1901 Eberlein had won the competition for another
large-scale memorial, to Richard Wagner, in the Tiergarten, Berlin (unveiled
1903); both works combine an impressive figure of the honoured man with a compelling
recreation of characters from his oeuvre.
Such works helped Eberlein to achieve fame beyond Germany.
He received many commissions in Europe, and in 1912 his German Fountain was
unveiled in Forestal Park, Santiago, Chile.
In 1898 Eberlein opened to the public a museum of his work (now Hannoversch
Münden, Städt.Mus.).
Extracting the Thorn (Dornauszieher), |
Bibliography:
Bénécit; Thieme-Becker P.Bloch: Anmerkungen zu Berliner Skulpturen des 19ten
Jahrhunderts, Jb.Preuss.Kulturbes., VIII (1970), pp.162-90, E.179-80
J.Mackay: The Dictionary of Western Sculptors in Bronze (Woodbridge, 1977)
P.Bloch and W.Grzimek: Das Klassische Berlin: Die Berliner Bildhauerschule im
19ten Jahrhundert (Frankfurt am Main, Berlin and Vienna, 1978/94)
U.Hoffmann: Christliche Themen im skulpturalen Werk Gustav Eberleins (MA thesis,
U.Göttingen, 1982) Berliner Kunst von 1770 bis 1930 (exh.cat.,W.Berlin, BerlinMus.,1982)
R.Grimm: Werkverzeichnis des Bildhauers, Malers und
Dichters Prof. Gustav H. Eberlein, 1847-1926 (Hemmingen, 1983)-(cat.rais)
G.Kaerger: Der Bildhauer Gustav H. Eberlein: Das Leben eines grossen Künstlers
aus Hannoversch Münden, Sydekum-Schriften zur Geschichte der Stadt Münden, X
(Hannoversch Münden, 1983)
P.Bloch: Gustav Eberlein: Grösse und Grenzen eines Bildhauers in Wilhelminischer
Zeit, Sydekum-Schriften zur Geschichte der Stadt Münden, XII (Hannoversch Münden,
1984), pp.41-59
U.Hoffmann: Gustav H. Eberlein 1847-1926, Gustav-Eberlein-Forschung (Hannoversch
Münden, 1984)
Rheinland-Westfalen und die Berliner Bildhauerschule des 19ten Jahrhunderts
(exh.cat., Cappenberg-Salm, Schloss Cappenberg, 1984)
Von Begas bis Barlach: Bildhauerei im Wilhelminischen Berlin (exh.cat. W.Berlin,
Kolbe Mus, 1984)
"O ewich is so lanck": Die historischen Friedhöfe in Berlin-Kreuzberg, Werkstattbericht,
Landesarchiv Berlin (Berlin, 1987)"
Zitatende
Aus der
Rede des Regierungspräsidenten Dr. Axel SAIPA
(Braunschweig)
anlässlich der 20. Stapelmahlzeit
am 26.10.2002 im Rathaus zu Hann. Münden ("Berühmte Mündener in Vergangenheit und Gegenwart")
" ..... Mit diesem Erfolg hat GROTEFEND als einzige Mündener Persönlichkeit einen Eintrag in der weltberühmten Encyclopaedia Britannica erlangt. Eine entsprechende Ehrung wird dem Bildhauer Gustav E B E R L E I N bislang noch nicht zuteil. Doch wer weiß:
Nachdem Eberlein und sein Werk Jahrzehnte unverdient mit Nichtachtung gestraft wurden, gelangt es nun in ein breiteres Bewusstsein zurück. Die moderne Kunstforschung sieht in ihm einen herausragenden Repräsentanten seiner Zeit. Die Karriere Eberleins ist wechselhaft. Nach den jugendlichen Jahren des Suchens und Probierens - er beginnt eine Lehre als Anstreicher, Drechsler, Schreiber eines Gerichtsvollziehers - führt ihn schließlich die Ausbildung bei einem Goldschmied über Umwege zur Bildhauerei.
Übrigens: Was reden wir heute immer von beruflicher Mobilität und Flexibilität? Flexibler als bei Eberlein geht´s nimmer. Nach schwierigen Jahren in ärmlichen Verhältnissen beginnt ab 1880 ein nahezu kometenhafter Aufstieg. Er wurde über die Grenzen des Deutschen Reiches populär, vom Kaiserhaus wurde er geschätzt und mit öffentlichen Aufträgen versehen. Auch in Nord-, Mittel- und Südamerika war er ein gefragter Künstler und hat auch dort Werke hinterlassen. Bei aller Popularität hat Eberlein aber immer die Verbindung zu seiner Heimatstadt gehalten und sich mit der Eberburg und dem Weserkastell zwei Sommersitze erbaut.
Dann begann jedoch Anfang des Jahrhunderts seine Popularität zu schwinden. Ein Tiefpunkt wurde in den 50er und 60er Jahren erreicht. Das Weserkastell, einstmals eine Sehenswürdigkeit Mündens, wurde 1959 abgerissen. Ähnlich schlimm: der Abriss des Berliner Schlosses und des Braunschweiger Schlosses, der natürlich Münden nicht so irritiert hat wie die Braunschweiger!
Viele kleinere (s. Anm.) Werke Eberleins wurden im Schloss als Dielenunterfütterung - sozusagen als "tragende Kunst"- verwendet und sind nun für die Nachwelt verloren. Also:
Bei allem Sinn für das Praktische, den ich an den Mündenern sonst so schätze, bin ich doch froh, dass die neue Wertschätzung Eberleins solche Untaten künftig verhindert. (Anm.: heftiger Applaus)
Bislang habe ich Ihnen brave Bürger präsentiert. Doch auch einen Revoluzzer hat Hann. Münden hervorgebracht. Ernst WOLLWEBER hat die Stadt ihre - wenngleich auch nur einen Tag währende - kommunistische Ära zu verdanken: .......... ".
------------------------------
Anm.: 1982 wurden unter den Fußbodendielen Scherben
von 162 Original-Gipsskulpturen (Unikate) des ehemaligen, 1894 gegründeten
Eberlein-Museums gefunden. Darunter befanden sich mehrere lebensgroße, wie z.B.
der "Narziss" und der "sitzend sinnende Bismarck". Dessen rd. 9 Zentner schwerer,
restaurierter "Originalgips" kann heute im Foyer des Deutschen Historischen
Museums in Berlin neben Abgüssen des Bamberger und des Naumburger Reiters
besichtigt werden.
Darüber hinaus verbrachte "man" noch bis zum Frühjahr 1960 (!)
etwa 80 bis 100, überwiegend größere Gipsoriginale in die Müllkippen
bei Meensen und Hann. Münden ("Mattjes Loch").
Zwischen 1982 und 1994 konnten auf Initiative und unter Leitung der Gustav-Eberlein-Forschung
e.V. insgesamt 70 Skulpturen und 11 Gemälde restauriert werden. Dafür
waren erforderlich rd. 250.000 EURO (Steuergelder). Die Gustav-Eberlein-Forschung
brachte ehrenamtliche Mitarbeit im Wert von rd. 65.000 EURO ein.
(Rolf Grimm)
Aus der
Rede des Oberbürgermeisters Martin Biermann (Celle), Präsident des Niedersächsischen Städtetages
anlässlich der 22. Stapelmahlzeit
am 30.10.2004 im Rathaus zu Hann. Münden ("Gemeinsame Vergangenheit, gemeinsame Zukunft? - Celle / Hann. Münden -"):
"Wer von Kultur der letzten Jahrhunderte spricht, der kann in Hann. Münden
an dem Bildhauer Gustav Heinrich E B E R L E I N (1846 - 1926) nicht
vorbeigehen.
Der große Sohn dieser Stadt, der zu den bedeutendsten Künstlern der Berliner
Bildhauerschule des 19. Jahrhunderts zählt und dessen Wirken heute noch weltweit
Beachtung findet von Rom über Berlin bis Buenos Aires und Santiago de Chile.
Ich tue dies deshalb umso lieber und erweise Eberlein meinen Respekt, weil er
und der Celler Bildhauer Carl Ferdinand H A R T Z E R (1838 - 1906) eine
fast identische Vita haben. Auch er zählt zur Berliner Bildhauerschule, besuchte
die Kunstakademie Nürnberg - wie Eberlein - und schuf in Berlin. Verschiedene
Staatsaufträge, wie die Ausgestaltung der Nationalgalerie und des Belle Alliance
Platzes gehören zu seinen Werken ebenso wie das Doppelstandbild für Gauss und
Weber in Göttingen und das Denkmal "Albrecht Daniel Thaers", des bedeutendsten
Agrarökonom der Neuzeit - in Möglin, Brandenburg und Celle.
Offensichtlich haben es immer wieder Städte unserer Prägung verstanden große
Kreativität von jungen Menschen freizusetzen und zu entfalten."
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Rolf Grimm
Letzte Änderung
13.06.2013