Gustav Eberlein bezeichnete sich selbst nicht als Bildhauer, Maler oder Poeten,
sondern als "BILDNER"
Sein künstlerische Werk umfaßt sowohl die Bildhauerei, die Malerei und auch
die Schriftstellerei.
Er war um 1900 einer der am meisten beschäftigten Bildhauer im preußischen Berlin.
Über sein Leben und Schaffen berichten das Werkverzeichnis
(ISBN 3-9800823-0-X), mehrere Biografien sowie in Kurzform Lexika- und Katalogeinträge.
Bekannt ist er als Bildhauer vor
allem durch seine Großplastiken.
Einige wenige sind noch mehr oder weniger gut erhalten:
Nationaldenkmal
und weitere vier Personendenkmäler in Buenos Aires, Deutscher Brunnen
in Santiago de Chile
(Parque forestal), mehrere Reiter- und Personenstandbilder für die Hohenzollern
und Fürsten (Kaiser-Wilhelm-I.
in Hamburg-Altona,
in Geislingen / Steige und in Krefeld, Herzog-Ernst-II.-Reiterdenkmal in Coburg
und Standbild Großherzog von Luxemburg in Königstein / Taunus) sowie Denkmäler
für Musiker und Dichter (Richard Wagner und Albert Lortzing im Berliner Tiergarten,
Goethe-Denkmal in Rom).
Von zwei Gruppen der Siegesallee der Hohenzollern in Berlin, die er im direkten
Auftrag von Kaiser Wilhelm II. unter der Oberleitung von Reinhold Begas schuf,
sind noch die Kolossalstandbilder von Friedrich I. und Friedrich-Wilhelm III.
zusammen mit mehreren Assistenzbüsten (Architekt Andreas Schlüter, Eberhard
von Danckelmann) im Lapidarium am Landwehrkanal bewahrt. Die Assistenzbüsten
"vergammeln" im Freien zusammen mit ebensolchen von anderen Bildhauern.
Die Büste des Freiherrn von und zum Stein aus diesem Ensemble wurde zwischen
dem Marktplatz und der Nicolai-Kirche in Berlin-Spandau aufgestellt, ohne daß
der Name des Bildhauers vermerkt wäre.
Der Künstlerindex der Denkmaldatenbank, die ausschließlich Berliner
Denkmäler enthält, führt zur Zeit noch keine Werke von Eberlein
auf (Richard-Wagner-
und Lortzing-Denkmal im Berliner Tiergarten u.a.). In der "Liste
der 100 meist besuchten Künstlereinträge" ist Gustav Eberlein
jedoch enthalten,
Die Werke der Bauplastik sind, bis
auf je zwei Skulpturen am Reichstag und am Theater des Westens in Berlin (Neugüsse),
am Rathaus in Rheydt und am Hoftheater in Wiesbaden, im und - in noch höherem
Maß - nach dem zweiten Weltkrieg zerstört worden.
Die meisten der von Eberlein geschaffenen Grabmale
stehen noch (u.a. Jüdischer Friedhof Berlin-Weißensee (2), Kreuzberger Friedhöfe
(5, u.a. Grabmal Duncker),
Hamburg-Ohlsdorf (2), Dresden (1, Johannisfriedhof), Nürnberg (1, Johannisfriedhof)).
Porträtbüsten in größerer Anzahl
sind als Gipsoriginale wieder aufgefunden worden unter den Scherben des Fußbodens
im Museumsgebäude in Hann. Münden. Sie wurden bis auf wenige, bei
denen der größerer Teil der Scherben in die Schuttkippe kam und daher
fehlte, wieder restauriert. Unbeschädigt erhalten blieben im Museum nur
3 Büsten (Mommsen, als Teil des Wettbewerbsentwurfs in Berlin; Mariechen
Schlichtholz; Stadgeschichtsschreiber Lotze). Marmorbüsten gibt es in Dransfeld
(Gauss) sowie in Privatbesitz (Vater und Tochter Woog). Nur eine Bronzebüste
ist, ebenfalls in Privatbesitz, bekannt. Die Gipsbüste von Karl Marx muß
erhalten sein, denn es liegt eine Nachkriegs-Fotografie von der Fotografin Hildegard
Deeke, Berlin (Adresse unbekannt) in der Nationalgalerie vor.
Unter den kunstgewerblichen Arbeiten fällt neben Tafelaufsätzen, Uhren, Plaketten (u.a. zu Menzels 70. Geburtstag) und Möbelentwürfen ein Automodell von 1913 auf. Uhren und Plaketten sind in Privatbesitz vorhanden.
Bekannt ist Eberlein besonders auch durch eine überaus große Anzahl
von Kleinplastiken.
Die "gängigsten" wurden zwischen 1890 und 1910 per Katalog als sogenannte "Ladenbronzen"
u.a. in Berlin in hervorragender Qualität von den Kunstgießereien Oscar Gladenbeck
uns Gladenbeck & Söhne sowie Schäffer & Walcker vertrieben.
In Anzeigen warben die Gebrüder Micheli, Berlin, im Katalog von 1890 für
Gipsabgüsse auch von Gustav Eberlein. Trotz aller Bemühungen war der
Katalog bisher nicht aufzufinden.
In die Fußstapfen dieser "Replikatoren" tritt zur Zeit die weltweit
agierende "ars-mundi-collection" mit dem Verkauf von zwei Mädchendarstellungen
in "ARA-Marmor" bzw. "Kaltbronze" (kostenlose Kataloge unter 0800-80 888 08).
Neben diesen frühen "Massenproduktion" schufen vor allem die beiden Gießereien
Gladenbeck sowie Füssel (alle in Berlin) und Nelli (Rom) hervorragende
Einzelgüsse. Intensiv gesucht wird nach den Katalogen von Nelli und Oscar Gladenbeck.
Von den etwa 270 Gemälden und Zeichnungen
des Malers Eberlein sind nur noch
wenige, überwiegend in Privatbesitz, erhalten. In Hann. Münden konnten 1988
elf der noch aufgefundenen restauriert werden.
Darunter befindet sich das 3x7 m große Kolossalgemälde "Die Macht des Meeres"
(Rittersaal des Welfenschlosses; nur bei öffentlichen Veranstaltungen zugänglich).
Von Eberleins Werken als Schriftsteller
sind die bekanntesten Veröffentlichungen
"Michelangelo nebst anderen Gedanken über
Kunst" (Inhaltsverzeichnis, u.a. Reden gegen die
Lex Heinze, zur Frage des Friedens),
"Aus eines Bildners Seelenleben" und
"Rieckchen Niedlichs Reise nach Hannoversch
Münden".
Sie alle enthalten Abbildungen von Zeichnungen, Gemälden und Skulpturen des
Künstlers.
Weniger bekannt ist eine Vielzahl seiner Essays, u.a. über
die Situation der preußischen Künstler in Rom.
Öffentlich zugänglich sind gegenwärtig nur 45
Skulpturen und (eingeschränkt) ein Gemälde:
Städtisches Museum Hann. Münden (18 Skulpturen ausgestellt; im Magazin 161 Skulpturen,
davon 92 stark beschädigt; 10 Gemälde und mehrere Zeichnungen im Magazin;
im Stadtarchiv Eberlein-Handschriften und Fotografien), Hann. Münden Stadt
(6; darunter das Kolossalrelief auf der Tillyschanze),
Nationalgalerie Berlin (8, davon 1 im Theater des Westens), Theater des Westens,
Berlin (1), Museo Historico National Buenos Aires (5), National Museum of Fine
Arts Buenos Aires (2), Teatro Colon Buenos Aires (1), Kunsthalle Kiel (2), Landesmuseum
Oldenburg (2), Goethe-Nationalmuseum Weimar (1), StadtMuseum Bonn (1), Gießereimuseum
Lauchhammer (1), Robert-Koch-Institut Berlin (1), von-der Heydt-Museum Wuppertal
(1), Bergbaumuseum Bochum (1), Göttingen (1), Dransfeld (2), Karl Ernst
Osthaus-Museum Hagen (1), Stadtmuseum Kassel (2) und Skulpturensammlung
der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (1).
In Privatbesitz befinden sich zahlreiche Skulpturen
in Marmor, Bronze, Gips und als Galvanoplastiken sowie Zeichnungen, Gemälde,
Handschriften und Fotografien.
Die schriftstellerischen Werke Eberleins sind
in den öffentlichen Bibliotheken zu entleihen. Die Gustav-Eberlein-Forschung
e.V. hat einigen Bibliotheken, u.a. auch der in seiner Heimatstadt Hann. Münden
sowie der in seinem Geburtsort Spiekershausen, Exemplare gestiftet. Weitere
Wünsche werden gern entgegengenommen.
Bearbeitung
Rolf Grimm
18.06.2013