Einen umfangreichen Teil der Sammlung von Skulpturen des Hann. Mündener Bildhauers Gustav
Eberlein haben städtische Bedienstete erst 1960 zerschlagen, die Trümmer sind als
Dämmaterial unter die Fußbodendielen im Welfenschloß geschüttet worden. Das behauptet
zumindest Professor Rolf Grimm von der Gustav-Eberlein- Forschung. Bei der Eröffnung der
Eberlein-Ausstellung im Hann. Mündener Museum warf Grimm dem Leiter des Städtischen
Museums in Hann. Münden, Dr. Johann Dietrich von Pezold, vor, verschwiegen zu haben, daß
noch 1968 beim Abriß des Magazingebäudes im ehemaligen Zellulose-Werk zahlreiche
Kunstwerke Eberleins vernichtet worden seien. Vor wenigen Wochen hatte von Pezold
verkündet, sein Haus habe im Zweiten Weltkrieg und unmittelbar danach erhebliche Verluste
erlitten.
Auf eigene Kosten
1894 hatte Eberlein, der in Hann. Münden aufwuchs, auf eigene Kosten
mit dem Aufbau eines Museums im Schloß von Hann. Münden begonnen. Vor seinem Tod
schenkte er die Sammlung der Stadt, allerdings mit der Maßgabe, sie zu erhalten. Grimm
präsentierte jetzt einen Aktenvermerk des niedersächsischen Landeskonservators von 1960.
Darin ist festgehalten, daß die Zerstörung der Kunstwerke 1960 ohne Wissen des damaligen
Museumsleiters von einem Mitarbeiter des Mündener Bauamtes verfügt worden sei.
Auf den Müll
Rund 190 Skulpturen und Skulpturenreste sowie elf Gemälde befinden
sich zur Zeit im Bestand des Museums. Zwischen 1983 und 1993 seien 69 Skulpturen und zehn
Gemälde restauriert worden, 92 Standbilder wurden gesichtet und zur Wiederherstellung
vorbereitet. Ein großer Teil landete allerdings unter dem Fußboden oder auf dem Müll.
Zudem, so Grimm, sei bis heute keines der im Museum befindlichen
Eberlein-Werke inventarisiert. Schlechte Zeiten für Eberlein.
In der Ausstellung werden jetzt die gesamten Eberlein-Bestände des
Museums gezeigt. Dabei handelt es sich vornehmlich um Original-Gipse, die der Herstellung
von Bronzen und Marmorstücken dienten. Auch hier werden die Besucher kurz nach dem
Eingang von einem Trümmerfeld empfangen, das einiges von dem Schaden dokumentiert, der
entstanden ist. Abgeschlagene Gliedmaßen, Bruchstücke von Skulpturen liegen dort
aufgereiht.
Wer die Ausstellung in einem unteren Geschoß, das über das Museum zu
erreichen ist, sieht, erhält einen Eindruck von dem Schaden, der durch den fragwürdigen
Umgang mit den Werken eines Künstlers entstanden ist, der anderen Orts durchaus
gewürdigt wird. Seine Werke stehen unter anderem in Rom und Buenos Aires. Berliner Museen
hegen einige Eberlein-Werke in ihren Sammlungen. Die Restaurierung einer Vielzahl nur
mäßig beschädigter Werke habe inzwischen, so Grimm, etwa 3.400 Stunden ehrenamtliche
Arbeit sowie rund 500.000 Mark gekostet.
Quelle
Göttinger Tageblatt
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