von Ute Hoffmann MA und Prof. Rolf Grimm Gustav Eberlein wurde am 14. Juli 1847 in Spiekershausen,
einem kleinen Dorf bei Hannoversch Münden geboren [Bild
vom Dorf und Geburtshaus; A. d. R.]. Nach einer Goldschmiedelehre
in Münden studiert er drei Jahre an der Nürnberger Kunstschule. 1869 geht
er nach Berlin. Nach- haltigen Einfluß auf sein Schaffen haben die Werke
von Reinhold Begas und - bedingt durch |
Spiekershausen an der Fulda um 1855 |
(Repro: Grimm) |
zahlreiche Italienaufenthalte - die Kunst der Antike und die von Michelangelo. Die Werke der ersten Periode (1870 - 1892) seines Schaffens sind hiervon stark geprägt. Es überwiegen Figuren und Figurengruppen des antikisierenden Genres neben Porträtbüsten, Grabmälern, |
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Fontänen und Bauplastiken. Mit dem 1886 mit der Goldenen Medaille ausgezeichneten "Dornauszieher" gelingt ihm der Durchbruch. 1887 wird er Mitglied der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin. Ein Resümee über sein bisheriges Schaffen veröffentlicht er 1893 in dem Bildband "Aus eines Bildners Seelenleben". Den Höhepunkt seiner Karriere erlebt der Künstler in den Jahren von 1893 - Eberlein wird Professor - bis 1900. Er tritt mit vielen prämierten, zumeist auch ausgeführten großen Kaiser- und Reiterdenkmälern auf. Die dritte Periode (1900 - 1904) ist vor allem durch die Auseinandersetzung mit christlichen Themen in einer realistischen, schockierenden Offenheit geprägt, angelehnt an formale Vorbilder bei Rodin und Meunier. Eberlein veröffentlicht kunsttheoretische und kunstkritische Schriften. Sein Friedensaufruf für die Abrüstung (1898) und sein Eintreten gegen die Sittlichkeitsparagraphen der Lex Heinze (1900/02) zeigen ihn als politisch engagierten Künstler. Das Goethe-Denkmal in Rom (1902/04) markiert den Schlußpunkt in seiner "deutschen" Karriere. In seiner letzten Schaffensperiode |
verläßt er als Botschafter des Kaisers in
Sachen deutscher Kunst Deutschland und exportiert "große" Denkmalsideen nach
Nord- und Südamerika, wo er sich ständig zwischen 1908 und 1913 aufhält. Im und nach
dem Ersten Weltkrieg entstehen monumentale Reliefs als Antikenrezeptionen, er modelliert
Porträts von Marx und Lassalle in der Art der vorher von ihm geschaffenen
Kaiserporträts. Sein Vermögen hat er durch die Inflation verloren, seine Kunst findet
keinen Käufer mehr. Er stirbt verzweifelt im Alter von 79 Jahren am 6. Februar 1926 in
Berlin.
"Gleichwohl ob Bildhauer, Maler, Musiker, Schriftsteller oder Architekt, meine Sehnsucht umfaßte alle Künste", schrieb Eberlein. Und so hat der Künstler ein unglaublich vielfältiges Oeuvre - bestehend aus etwa 600 Bildwerken und 300 Gemälden sowie zahlreichen Geschichten und Schriften - hinterlassen. Die in Hannoversch Münden gegründete Gustav-Eberlein-Forschung e.V. bemüht sich seit 1982 intensiv um die Restaurierung beschädigter Objekte und um die Erhaltung des umfangreichen Lebenswerkes von Gustav Eberlein. letzte inhaltliche Änderung 18. 10. 1997 |
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